Literarischer Blowjob

marawinter Literaturbetrieb Leave a Comment

naked-1011637_1920In einigen Autorengruppen wurde neulich diskutiert, wie ausführlich Sexszenen beschrieben werden sollten.

Meine Antwort ist ganz klar: Gar nicht. Mir reichen Andeutungen bzw. die Information, dass es jetzt geschehen ist. Lange Sexszenen stören mich vor allem, weil sie den Fortgang der Geschichte behindern. Wie das „technisch“ abläuft, wissen die Leser für gewöhnlich. Wer Sexszenen lesen möchte, um sich in Stimmung zu bringen, sei auf die Erfindung der Pornographie verwiesen, die im Zeitalter des Internets problemlos zugänglich ist.

Wenn man aber unbedingt über Sex schreiben möchte, dann bitte nur so:

 

So soll der purpur deiner lippen
Itzt meiner freyheit bahre seyn?
Soll an den corallinen klippen
Mein mast nur darum lauffen ein /
Daß er an statt dem süssen lande /
Auff deinem schönen munde strande?

Ja / leider! es ist gar kein wunder /
Wenn deiner augen sternend licht /
Das von dem himmel seinen zunder /
Und sonnen von der sonnen bricht /
Sich will bey meinem morrschen nachen
Zu einen schönen irrlicht machen.

Jedoch der schiffbruch wird versüsset /
Weil deines leibes marmel-meer
Der müde mast entzückend grüsset /
Und fährt auff diesem hin und her /
Biß endlich in dem zucker-schlunde
Die geister selbsten gehn zu grunde.

Nun wohl! diß urthel mag geschehen /
Daß Venus meiner freyheit schatz
In diesen strudel möge drehen /
Wenn nur auff einem kleinen platz /
In deinem schooß durch vieles schwimmen /
Ich kan mit meinem ruder klimmen.

Da will / so bald ich angeländet /
Ich dir ein altar bauen auff /
Mein hertze soll dir seyn verpfändet /
Und fettes opffer führen drauff;
Ich selbst will einig mich befleissen /
Dich gött- und priesterin zu heissen.

(Christian Hofmann von Hofmannswaldau)

Solange man das nicht hinkriegt, plädiere ich für vornehmes Schweigen. Oder man tut es schlicht und einfach fürs Geld, dann verstehe ich es auch wieder.

 

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