Leider musste Georg sich schon gegen zehn Uhr wieder verabschieden, angeblich, um Geschichte zu lernen.
Lara vermutete ihn sofort bei einem anderen Mädchen und bekam einen Panikanfall. Deswegen erlaubte sie mir, den Telefonhörer abzunehmen und sie mit dem heulenden Marius zu verbinden.
Ich für mein Teil wollte gern früh ins Bett gehen und noch ein bis zwei Stündchen lesen. Ich lag also schon im Bett, als Lara mir eine Stippvisite abstattete.
„Wie seh’ ich aus?“
Sie trug ein durchsichtiges Nachthemd, einen Stringtanga und sonst nichts.
„Toll, du siehst toll aus. Aber ich dachte, du wärst jetzt richtig mit Georg zusammen?“
„Ja, aber ich hab Angst, dass er mich betrügt.“
„Und deswegen betrügst du ihn lieber vorbeugend?“
„Ich betrüge ihn doch nicht!“ Sie war ehrlich empört. „Ich muss nur noch mal mit Marius über unsere Beziehung reden, das bin ich ihm schuldig. Und ich muss meinen Marktwert realistisch einschätzen lassen, damit ich gewappnet bin, falls Georg mich verlässt.“
„Lara, ich kann deinen Worten nicht ganz folgen, aber ich hoffe, du weißt, was du tust.“
„Man kann nicht immer wissen, was man tut. Du bist an sich ein hübsches, intelligentes Mädchen, aber deine Erziehung hat dich in ungünstige Denkmuster gepresst. Befrei dich endlich mal von den ganzen vorgegebenen Verhaltensstrategien und lass dich von deinen Gefühlen leiten.“
„Mein Gefühl sagt mir, dass ich jetzt sehr gern mein Kapitel zu Ende lesen und dann schlafen würde. Falls das nicht zu konservativ für diese WG ist.“
„Nein, ich plädiere auch dafür, dass du dich erholst. Im Schlaf werden die Erlebnisse des Tages verarbeitet und es entstehen neue Verbindungen im Gehirn, das kann dir nur nützen. Wo sind eigentlich die Kondome?“