Es ist schwierig, über dieses Buch ein Urteil abzugeben. Ich schätze Karin Slaughter für ihre originellen Plots und ihre hohe Spannung. Bereits in der Vergangenheit musste ich manchmal schlucken, weil mir einige ihrer Bücher einen Tick zu brutal waren. Bisher habe ich es immer auf mich geschoben, denn ich bin nun mal eine kleine Memme.
Bei Pretty Girls ist mir die Autorin in ihren Folterschilderungen jedoch einfach zu weit gegangen. Ich musste ganze Passagen flüchtig überfliegen, um nur den Inhalt, nicht jedoch die Details zu erfassen.
Der Plot ist hervorragend, überraschend und atemlos spannend. Dennoch hadere ich mit dem Buch. Ohne groß zu spoilern kann man konstatieren, dass es um Folter und Morde an jungen Frauen geht, was zum Vergnügen der Täter auf Video aufgezeichnet wird. Für mich wäre es eine normale Reaktion, sich beim Lesen voller Abscheu und Grausen über die Täter zu wundern. Durch die expliziten Schilderungen der Gräueltaten beschleicht mich jedoch der Verdacht, dass ebendiese Schilderungen zum „Vergnügen“ des Lesers ausgeschlachtet werden. Dies ist eine Position, die ich ablehne.
Ja, ich lese gerne spannende Thriller, ja, ich kann auch ein bisschen Gewalt auf dem Papier vertragen (sonst wäre ich das falsche Publikum für Krimis und Thriller), aber in diesem Buch ist mir Karin Slaughter einfach zu weit gegangen. Ich möchte nicht zu der Sorte Mensch gehören, die sich am Leid anderer Menschen ergötzt, weder an bestialischem Videomaterial noch an bestialischer „Literatur“. Daher leider keine Kaufempfehlung.