DSGVO: D(iese) S(üße) G(rauenvolle) V(erwirrung) O(rdnen)

marawinter Literaturbetrieb, Sonstiges

Alles, was ihr über die DSGVO wissen müsst.

Die DSGVO ist ein bisschen wie Trumps Wahl zum Präsidenten: Man kann es nicht fassen, man weiß nicht, was man tun und wem man glauben soll, und letztlich ändert sich für uns gar nicht SOO viel.

Ganz kurz zusammengefasst: Erhebt keine unnötigen Daten, speichert nur, was ihr unbedingt braucht, und führt ein Verzeichnis darüber.

Die DSGVO hat nichts mit dem Urheberrecht zu tun. Und wer in irgendeiner Gruppe irgendwo postet, dass irgendjemand seine Cover irgendwo nutzen darf, dann hat das nullkommanull Wirkung.

Alles weitere wird illustriert von diesem wunderbaren Märchen aus der Feder von Isabell Schmitt-Egner. (Die hat geschrieben, dass man ihren Text kopieren und mit Namensnennung posten darf, also könnt ihr mich dafür nicht verklagen.)

Ein Märchen von Isabell Schmitt-Egner:
In einer neuen Zeit, als nichts mehr gegen die DSGVO geholfen hat, da war einmal … ein kleiner Blogger. Der Blogger lebte in Angst auf seinem Blog und überlegte, alles abzuschalten. Denn da waren die gar grässlichen Abmahnanwälte, gierig und falsch, die das Netz trotz noindex und anderen Hilflosigkeiten gnadenlos durchkämmten, um Abmahnbriefe in großer Zahl zu erlassen.
Der Blogger wartete und wartete, er überlegte und bloggte ein wenig und am dritten Tag schnürte er sein Bündel, um auszuziehen und nachzusehen, wo der Abmahner geblieben war.
Es dauerte nicht lange und er begegnete einem Mann, der in seinem kleinen Onlineshop zweifelhafte FIFA T-Shirts feilbot.
„Guter Mann“, sprach der Blogger. „Hast du vielleicht einen großen, bösen Abmahnanwalt gesehen?“
„Nein, mein Junge“, antwortete der Mann und schob schnell einen Karton T-Shirts außer Sichtweite des Bloggers. „Aber wenn du diesen Weg immer weitergehst, dann wirst du bestimmt einen finden.“
„Danke sehr“, sagte der Blogger. „Zum Dank für deinen Rat werde ich gern von meinem Blog auf deinen Shop verlinken. Allerdings nur, wenn du DSGVO-konform bist mit deinem Laden.“
Der Mann murmelte daraufhin etwas Unverständliches und der Blogger zog weiter.
Bald darauf traf er auf eine junge Frau, die gerade damit beschäftigt war, die Bilder von ihrer Seite zu löschen.
„Guten Tag. Ich bin auf der Suche nach bösen Abmahnern. Hast du vielleicht welche gesehen?“, fragte der Blogger.
„Keine Zeit, keine Zeit!“, rief die Frau. „Ich muss bis morgen ALLE Bilder mit Menschen gelöscht haben!“
„Oh, verstehe“, sagte der kleine Blogger. „Aber solltest du nicht zuerst ein Impressum reinstellen, bevor du …“
„Ich sagte: KEINE ZEIT!“
Da bekam es der Blogger mit der Angst und zog rasch weiter. Gegen Abend erreichte er ein abgelegenes Dörfli und als er nach dem Abmahner fragte, gab man ihm bereitwillig Auskunft. Und tatsächlich! Über einer baufälligen Kate hing ein verblichenes Holzschild: „Kanzlei Jedermann – Abmahnungen und mehr!“
Der Blogger klopfte erschöpft an die schiefe Pforte und eine raue Stimme bat ihn herein.
Kaum hatten sich seine Augen an das Licht gewöhnt, erkannte der Blogger einen Mann in einem grauen Anzug und blassgrüner Krawatte, der an einem Schreibtisch saß.
„Bist du der Abmahner?“, fragte der kleine Blogger. „Ich habe dich so lange gesucht!“
„Jetzt hast du mich ja gefunden“, sagte der Abmahner. „Und was willst du von mir?“
„Ich will wissen, warum du meinen Blog nicht abgemahnt hast wegen der DSGVO.“
„Nun ja. Dafür bräuchte ich erst mal einen Mandanten.“
„Oh.“
„Und der müsste mich bezahlen. Vorher darf ich nichts machen.“
„Hm.“
„Und außerdem ist es sehr umstritten, ob man wegen der DSGVO überhaupt jemanden abmahnen kann. Dazu müsste es ein Mitbewerber sein von dir. Die sind aber wahrscheinlich gar nicht klagebefugt. Der Datenschutz ist außerdem für den Schutz von Privatpersonen gedacht, die sind keine Wettbewerber und müssen zu einem Verband gehen.“
„Ups.“ Jetzt war der Blogger doch etwas verblüfft.
„Und deine Mitbewerber haben dazu auch keine besondere Lust, denn ihre eigenen Webseiten sind ebenfalls nicht einwandfrei. Gegenabmahnungen sind möglich und dann wird es richtig teuer.“
„Dann streifst du gar nicht durchs Netz und suchst nach kleinen Bloggern zum Abmahnen?“
„Das darf ich nicht. Wenn ich ohne Mandanten da etwas vortäuschen und dann abmahnen würde, könnte ich meine Lizenz verlieren.“
„Aber warum sagen die das dann alle?“, fragte der kleine Blogger.
„Ganz einfach“, sagte der Abmahnanwalt. „Weil sie Märchen lieben.“