Dicker Hals: Ist das medizinisch notwendig? – Nein, aber ästhetisch!

marawinter Kurios, Mara, Sonstiges

Neulich juckte mich etwas im Nacken. „Wie sieht das aus?“, fragte ich meinen Sohn. „Wie Mückenstiche, aber nur an einer Stelle.“ Ich machte ein Foto. Er hatte recht. Ich wartete ab. Vielleicht würde es von selbst vergehen.

Nach zwei Wochen ging ich zum Hautarzt.

„Weshalb sind Sie hier?“, fragte mich die junge, hübsche Ärztin.

Ich zeigte ihr meinen Nacken.

„Vielleicht kommt es von der Sonne?“, mutmaßte ich.

„Sie sind rot im Gesicht, das sieht aus wie beginnende Rosacea.“ Sie gab mir eine Broschüre mit Bildern von Menschen, deren Gesichter zur Hälfte dunkelrot waren. „Haben Sie das schon länger?“

„Eigentlich nicht“, sagte ich. „Ich bin bei 33 Grad um 12 Uhr in der prallen Sonne mit dem Fahrrad hierhergefahren. Vielleicht kommt die Rötung daher.“

„Ich schreibe Ihnen eine Creme mit Silberionen auf.“

„Muss das sein?“

„Wollen Sie so aussehen wie die Leute in der Broschüre?“

Nein, das wollte ich nicht.

„Wehret den Anfängen. Was haben Sie da am Bein? Das sieht aus wie Neurodermitis.“

„Ich hatte noch nie in meinem Leben Neurodermitis.“

„Dagegen kriegen Sie Kortison. Haben Sie Heuschnupfen?“

„Nein.“

„Weil Sie noch nie darauf getestet worden sind. Wir machen einen Allergietest.“

„Worauf?“

„Auf alles“, sagte sie glücklich, „Pollen, Hausstaub, Milben … Sie neigen zu atopischer Biathese. Und ich schreibe Ihnen etwas gegen Ihre trockene Kopfhaut  auf. Sie sollten nur noch Milchshampoo benutzen.“

„Was ist mit den Stichen in meinem Nacken?“, fragte ich vorsichtig.

„Ist Ihre Schilddrüse in Ordnung?“, lenkte sie ab.

„Ja.“

„Sieht aber nicht so aus.“

„Ja, das sagen mir seit zwanzig Jahren alle Ärzte, denen ich begegne. Ich lasse es jedes Jahr kontrollieren, es ist immer alles in Ordnung“, erklärte ich. Das war die Wahrheit.

„Auch per Ultraschall?“

„Ja. Ich habe wohl einfach einen dicken Hals.“

„Ja, dann kann man nichts machen, Wir könnten allerdings Fettgewebe abgsaugen. Warten Sie, hier habe ich eine Broschüre. Das übernimmt die Kasse natürlich nicht.“

„Aber ist das medizinisch notwendig, ich meine ..?

„Nein, aber ästhetisch!“

Sie gab mir zwei Broschüre, drei Rezepte und drei Zettel mit Empfehlungen.

„Was ist jetzt mit den Stichen in meinem Nacken?“

„Ach, das kommt von der Sonne. Ich schreibe Ihnen eine Kortisoncreme auf.“

„Geht das nicht von alleine weg?“

„Doch, irgendwann schon“, sagte sie. „Aber nicht so schnell wie mit Kortison.  Ich bringe Sie in unser Labor. Dort können Sie die Produkte kaufen, die Sie brauchen.“

Hier seht ihr die Produkte, die ich sofort bekommen konnte, den Rest soll ich im September abholen, wenn ich meinen Termin für den Allergietest habe. Vielleicht sage ich ihn ab. Ich habe zu viel Angst vor ihren neuen Ideen.