Wenigstens ist Damian wieder da. Er hat geplant, sich einer neuen Therapie zu unterziehen und erzählt uns in der Mensa ausführlich davon. Die Therapie besteht darin, bei seinem Therapeuten vier Wochen lang in den Keller gesperrt zu werden, um mit seinen Kindheitsängsten in Berührung zu kommen. Alles muss vollkommen abgedichtet sein, sodass kein Lichtschimmer hineindringt. Einmal am Tag kommt dann der Therapeut runter und man bespricht seine Gefühle. Diese Therapie nennt sich Darkroom. (Hm, ich kenne das aus einem anderen Zusammenhang.)
Damian hat allerdings beschlossen, die Therapie aus Kostengründen alleine daheim durchzuführen. Er hat auch vor, sich selbst zu therapieren. Zu diesem Zweck hat er Teichfolie im Baumarkt erworben und wird heute Nachmittag seine Wohnung präparieren.
Als wir uns später an den Tisch setzen wollen, ruft Jörg an. „Entschuldige, dass ich dich störe, aber es gibt ein Problem. Damian hat mich angerufen. Es geht ihm nicht so gut. Er hat sich den Kopf am Küchenschrank gestoßen. Er glaubt zumindest, dass es der Küchenschrank war, er kann ja nichts sehen. Er vermutet eine Gehirnerschütterung, aber er will die Therapie nicht abbrechen.“
„Wie konnte er dich im Dunkeln anrufen?“
„Er hat ein beleuchtetes Display. Ich mache mir echt Sorgen. Könnt ihr nicht kommen und ihn überreden, die Tür aufzuschließen?“
Also bitte, fahren wir los um Damian zu retten. Wir haben ja auch sonst nichts zu tun.
Unterwegs sammeln wir Jörg auf, der abfahrbereit an der Haustür wartet, aber das ist ja wohl das Mindeste.
„Damian bereitet mir große Sorgen, er scheint sich ernsthaft verletzt zu haben und müsste verbunden werden, aber er will nicht auf mich hören. Er sagt, dass er gerade so große Fortschritte macht und die Therapie im Interesse seines Unterbewusstseins wirklich nicht abbrechen kann.“
„Vielleicht sollte er sie im Interesse seines Blutkreislaufs abbrechen?“, wirft Lara ein und schnippt Asche durchs Fenster. Hab ich nicht mal die Regel aufgestellt, dass in meinem Auto nicht geraucht wird?
…aus „Summa cum Liebe“ von Mara Winter