Natürlich stalke ich meinen Exfreund! Dafür ist Facebook doch da!

Ich bin höchstens zehn Minuten auf Maltes Profil, aber Basti erwischt mich trotzdem.

„Stehst du immer noch auf diesen James Blunt für Arme?“, fragt er spöttisch.

Wie kann er es wagen, Malte mit so einem Kommerztypen zu vergleichen?

„Malte hat einen viel differenzierteren Musikgeschmack als du! Außerdem hab ich nur aus Versehen kurz auf seine Seite geklickt.“

„Ja, dreiundzwanzig Minuten lang.“

„Aber alle machen das. Dafür ist Facebook doch da.“

„Also ich hab derart Peinliches noch nie gemacht. Du etwa, Scotty?“, ruft er in den dunklen Flur, aus dem wie von Geisterhand ein hochroter Kopf erscheint.

Oh Scheiße, nein. Was will der denn jetzt hier?

„Ähm, hallo Annika, na, alles klar?“, stammelt Scotty verlegen.

„Eigentlich nicht …“, knurre ich ihn an.

„Wir diskutieren gerade darüber, ob jeder Facebook dazu nutzt, sich über verflossene Liebschaften zu informieren. Ich sage Nein. Würdest du je so was Dämliches machen?“

Scottys Gesichtsfarbe geht langsam in Lila über, als er den Kopf schüttelt.

Zufälligerweise weiß ich, dass Scotty nicht nur Kristin, Babsi und Jeannette in diversen sozialen Netzwerken ausfindig gemacht hat, sondern auch, dass er versucht hat, Lara über studiVZ zu einem „zweiten Aufguss“ zu bewegen. Außerdem hat er sich über Facebook für den Vergewaltigungskuss bei mir entschuldigt. Daher bin ich sicher, dass er lügt. Aber wozu soll ich den letzten Rest an Stolz, den Scotty sich in dieser WG bewahren konnte, zerstören? Davon kommt Malte auch nicht zu mir zurück.

„Woher weißt du eigentlich, wie lang ich auf seiner Seite war?“, erkundige ich mich misstrauisch.

„Ich bin der Admin hier, schon vergessen? Ich hab Einsicht in alle Sendungsprotokolle.“

„Aber das ist meine Privatsphäre“, heule ich verzweifelt auf.

„Aha. Ich dachte immer, du wärst froh, dass ich auf deinen Rechner zugreifen kann, um dir was zu drucken oder neu zu installieren.“

Na ja. Was soll ich dagegen noch sagen?

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